Projekt Miteinander an der OGS:
6- bis 8-jährige üben sich im demokratischen Zusammenleben

 

Ein Beispiel aus der Praxis: Im Frühjahr 2015 begann die OGS Jahnschule in Bonn Auerberg sich mit Betzavta zu beschäftigen. In einem vierwöchigen Training übten sich die Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen im demokratischen Miteinander.

Aufgrund des Einzugsgebietes Bonn–Auerberg, welches zu den Stadtteilen Bonns mit besonderem Förderbedarf gehört und von kultureller Vielfalt geprägt ist, liegen die Schwerpunkte des pädagogischen Konzepts der OGS in dem Vermitteln sozialer Kompetenzen und der Förderung der sprachlichen Fähigkeiten. Es leben ca. 111 Nationalitäten im Stadtteil, 95% der Kinder haben eine Einwanderungsbiografie. Und was die Kinder an kognitiven und sozialen Kompetenzen mitbringen, umfasst alle Niveaus und ist sehr unterschiedlich ausgeprägt.

 

Demokratische Kompetenzen und gesellschaftliche Beteiligung kommen nicht aus dem luftleeren Raum. Zwar besitzt jeder Mensch das Vermögen kritisch und moralisch zu denken, persönliche und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und eine aktive Haltung einzunehmen. Aber dieses Vermögen ist ausbaufähig. Umso mehr, je früher man mit der Vermittlung demokratischer Werte beginnt. Kinder, die in der Lage sind, sich selbst zuzuhören und Unterschiede ihres Wesens zu akzeptieren, wachsen zu toleranteren Erwachsenen heran, die sowohl die eignen Bedürfnisse als auch die ihrer Mitmenschen besser erkennen.

Um dies zu fördern wurde mit dem ABC der Demokratie die Betzavta-Methode für die Arbeit mit Kindern weiterentwickelt.

Das Konzept beruht auf einer humanistischen und pluralistischen Erziehung, die Demokratie-Erziehung mit einem kreativen Lernprozess koppelt. Dieser Lernprozess erfolgt im Rahmen von Aktivitäten, die Workshops gleichen und verschiedene Mittel einsetzen: Geschichten, visuelles Material, Schauspiel, Musik, Spielen, Basteln und Malen kommen hier zum Einsatz. Diese Aktivitäten verbinden die kognitive und die emotionale Lernebene miteinander und nehmen so erfolgreich positiven Einfluss auf moralische Einstellungen und Verhaltenstendenzen.

 

So haben sich die 6 bis 8-Jährigen mit der Einzigartigkeit von Identitäten, mit Unterschiedlichkeiten und dem Akzeptieren eben dieser Verschiedenheit auseinander gesetzt und sich im Zusammenarbeiten geübt.

 

Das Projekt wurde von den Kindern sehr gut angenommen, sodass es im nächsten Schuljahr wiederholt wurde. In dem Jahr konnte auch ein Elternabend veranstaltet werden, der den Eltern das Konzept von Betzavta sowie Inhalt und Ablauf der vierwöchigen Aktivität vorstellte.

 

Eine anschließende Qualifizierung des OGS-Teams ermöglicht es, das spielerische Erlernen demokratischer Kompetenz in die Regelbetreuung einzubinden.